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Japan in der Regenzeit 2023 - Nageiredou

Version 2402071835

Der Aufstieg zum Nageiredou war der wandertechnische Höhepunkt meiner Japanreise in 2023.
In wenigen Stunden entstand eine Flut von Eindrücken und Bildern, die ich zu einer eigenen Seite verarbeiten wollte.
Der Nageiredou ist ein Teil des Sanbutsu-ji am Mitokusan (三徳山 Berg der drei Tugenden). Die Anlage datiert zurück ins Jahr 706.
Tipp: Die japanische Wiki enthält viel mehr Bilder und Informationen.

Da ich wohl auf absehbare Zeit wenig Gelegenheit zum Schreiben bekommen werde, habe ich mich entschlossen zumindest ein paar unbearbeitete Bilder mit ein wenig Text versehen hochzuladen.

...

Diese Galerie wird je nach Zeit, Lust und Laune ausgebaut. Bitte einfach bei Gelegenheit mal wieder vorbeischauen. Da ein paar meiner Leser Japanisch lernen, habe ich einige Bilder nur wegen der Kanji hier eingestellt. Viel Spass beim Knobeln!

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Index

Misasa Public Bath

三徳山全図 Mitokusan Übersichtskarte:


参詣者受付案内所 - Pilger Empfang und Auskunft

登山受付事務所 - Bergpilgerrezeption

注連掛杉 - Shimekakesugi

宿入橋 - Yadoirebashi

登山道 - Touzanrou

県文: 十一面観音堂 - Juuichimenkan'nondou
カズラ坂 - Baumwurzelabhang und クサリ坂 - Kettenabhang

国重文: 文殊堂 - Monjudou

国重文: 地蔵堂 - Jizoudou

県文: 鐘楼 - Shourou Glockenturm

馬ノ背 - Uma no Se

牛ノ背 - Gyu no Se

Obere Tempel

県文: 観音堂 - Kan'nondou

県文: 元結掛堂 - Motoyuigidou

国重文: 納経堂 - Noukyoudou

国宝: 投入堂 - Nageiredou und 愛染堂 - Aizendou - Ziel der Wanderung

県文: 不動堂 - Fudoudou

Rückweg
Monjudou II
Wieder unten

Untere Tempelanlage:
皆成院 - Kaijouin
正善院 - Shouyenin
輪光院 - Rinkouin
宝物殿 - Houmotsuden
三仏寺 - Sanbututera
県文: 本堂 - Hondou

Umgebung:
門前橋 - Monzenbashi
投入堂 遥拝所 - Nageriredou Youhaijo
至鳥取 - Straße nach Tottori
至三朝温泉 - Straße nach Misasa Onsen
夫婦杉 - Ehemann und Ehefrau Zedern
名水垢離取川
不動滝 - Fudou Wasserfall
三徳川 - Santokugawa - der Fluss
三徳山 園路 - Mitokusan Parkweg

Einfache Strecke: 700m
Zeit Hin- und Rückweg: 90min

県文 (kenbun): Ausgewiesenes präfekturelles Kulturgut
国重文 (kokujyuubun): Wichtiges nationales Kulturgut
国宝 (kokubun): Nationaler Schatz



Misasa Public Bath

Nageiredou liegt am Ende eines Tales. Von Osten kommend musste ich auf der 482 zunächst südlich vorbei nach Westen fahren, um dann der 179 in Richtung Kurayoshi zu folgen, von der aus ich schließlich wieder nach Osten auf die 21 nach Misasa biegen konnte.



Das Onsen-Örtchen Misasa ist tatsächlich komplett auf Tourismus ausgerichtet. Ich habe dies erstmal links liegen gelassen und bin zum Tempel gefahren. Geparkt habe ich erstmal auf dem 2nd Car Park, der witzigerweise näher am unteren Tempel liegt.
Der verehrte Pilger wird schon vor den ersten Treppenstufen darauf hingewiesen, dass der reine Besuch des unteren Haupttempels mit 400¥ und die religiöse Bergpilgertour mit weiteren 800¥ zu Buche schlägt. Die in Bild 3551 gezeigte "Kasse" kam mir aber ein wenig seltsam vor. Die Kiste war allerdings leer, so dass ich vorbei an weißen Blümchen, die definitiv keine Schneeglöckchen waren, den Weg zum Tempel begann.

Weitere Motive

Am Eingangstor wurde ich vom Türwächter/Ticketverkäufer darüber aufgeklärt, dass der Aufstieg zum oberen Tempel über den "Trainingspfad" als so gefährlich eingestuft wird, dass dieser nur in Gruppen von mindestens zwei oder drei Leuten angegangen werden darf und außerdem um 15:00h geschlossen wird. Für einen kurzen Moment war ich frustriert - sollte die lange Anfahrt komplett vergebens gewesen sein? Im weiteren Gespräch machte mir der Türwächter jedoch das Zugeständnis, dass ich mich einer anderen Gruppe anschließen könnte, sollten diese mich akzeptieren. Für heute erwarte er aber keine Besucher mehr, vielleicht morgen wieder, so ab 08:00h.

Derart ausgebremst musste ich mir überlegen, was ich mit dem angebrochenen Nachmittag anfangen sollte. Beim Betrachten der diversen Warn- und Informationstafeln war bei mir mittlerweile der Gedanke durchgesickert, dass der Aufstieg vielleicht doch kein normaler Spaziergang würde. Ein paar Tage vorher hatte ich einen dünnen Lederhandschuh verloren, den ich zum Kraxeln verwende. In Misasa wurde ich nicht fündig, aber die Verkäuferin in einem kleinen Konbini gab mir den Tipp, es in Kurayoshi im INAI Super Home Center zu probieren. Ein Baumarktbesuch in Japan? Coole Sache. Tatsächlich fand ich nicht nur passende Handschuhe, sondern auch ein kleines Küchenmesser, das später in Hirado knapp zwei Wochen im Dauereinsatz war.
Übernachten wollte ich in der Nähe vom Tempel. Auf dem Weg dorthin fand ich zu meiner Überraschung mitten in Misasa einen Parkplatz. Betrachtet man Bild 3562, so steht rechts mein silbernes Hotel auf seinen Gummifüßen, während die Stufen links zum Fluss hinunterführen. Von der Brücke aus hat man einen guten Blick auf das freie Onsen. Obwohl die Anlage konyoku ist, verirren sich wohl eher selten Damen hierher. Frei sichtbar ist ein kleines Fußbad. Hinter dem Sichtschutz befinden sich Regale zur Ablage der Kleidung. Ich begrüße die beiden anderen Besucher, entkleide mich, führe das badehaustypische Waschritual durch und steige zu den Männern ins Becken. Schnell kommt etwas Smalltalk in Gang. Ich bin ja auf der Suche nach einer Pilgergruppe, aber leider haben die Herren andere Pläne.


Weitere Motive

Frisch gereinigt mache ich noch einen kleinen Spaziergang durch Misasa und esse dabei ein Eis. Anschließend wird es Zeit für die Suche nach einem Nachtquartier. Wahrscheinlich hätte es keine Probleme gegeben, aber ich wollte nicht auf dem Besucherparkplatz vorm Tempel übernachten. Stattdessen entscheide ich mich für den Besucherparkplatz am Aussichtspunkt für Fernbewunderung.


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投入堂 遥拝所 Nageriredou Youhaijo - Aussichtspunkt

An diesem "Ort für Verehrung aus der Ferne" kann man zum Nageiredou hochblicken und sich fragen, wie das Bauwerk in die Klippe gekommen ist und wie man selber dort hochkommen soll.
Der Parkplatz liegt direkt neben einem Reisfeld. Während des Abendessens merke ich, dass mir plötzlich an mehreren Stellen Blut die Beine herunterläuft. Es gibt hier eine winzige Bremse, die schmerzlos zubeißt und ein Sekret absondert, welches stark blutgerinnungshemmend wirkt. Diese Bisse sind insofern etwas ärgerlich, als dass sie ein gutes Dutzend dauerhafter Narben an meinen Knöcheln hinterlassen haben.


Weitere Motive
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参詣者受付案内所: Empfang und Auskunft für Pilger

Gegen 0800 parke ich meinen Campervan auf dem 2nd Car Park, als eine Dame in buddhistischem Pilgergewand - komplett mit Pilgerstock und Coronamaske - aus ihrem Auto steigt. Auf der Suche nach einer "Mitwandergelegenheit" spreche ich sie unvermittelt an. Sie überwindet ihre Überraschung schnell und erklärt mir, dass sie im Tempel arbeitet, genauer gesagt, ich würde sie sicher treffen, wenn ich die Wanderung antrete. Sie ist auch so nett und ruft kurz am Eingang an und bestätigt mir, ja, ich darf nicht alleine laufen, kann aber am Eingang auf andere Wanderer warten. Wir verabschieden uns bis später und ich gehe zurück zum Auto, um meine Ausrüstung zu holen.
Kurze Zeit später stehe ich zum zweiten Mal vor dem Eingang. Der Ticketverkäufer ist der gleiche wie am Vortag und sichtlich überrascht, mich wiederzusehen. Er ist heute deutlich offener, wohl weil ich so ein starkes Interesse an der Tempelanlage zeige. Er bittet mich nebenan auf einer Bank Platz zu nehmen und zu warten.
Ich hatte kein Gefühl dafür, wie viele Besucher hierher kommen würden. Zunächst nutze ich die Zeit um mir nochmal einen Überblick zu verschaffen.


Nach zwanzig Minuten kommt ein älteres Ehepaar, welches nur die Haupttempelanlage besichtigen möchte. Nach einer halben Stunde frage ich mich, ob Warten Teil des Rituals der Pilgerfahrt ist. Wenige Minuten später kommt ein Pärchen den Weg herauf und erkundigt sich nach Tickets. Chansu! Ich spreche die beiden an und frage, ob ich mit ihnen gemeinsam den Aufstieg machen dürfe. Der Ticketverkäufer bestätigt zum großen Erstaunen der beiden, dass ich seit gestern auf diese Gelegenheit warte. Wir erstehen unsere Tickets und machen uns auf den Weg durch die untere Tempelanlage zum Einstieg in die Bergpilgertour.

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登山受付事務所: Bergpilgerrezeption

Hier gibt es ein Wiedersehen mit der Dame vom Parkplatz. Sie überprüft die Ausrüstung der Pilger. Die vielen Hinweisschilder auf japanische Reisstrohsandelen als empfohlenes Schuhwerk hatten mich schon nervös gemacht. Nein, lacht die Dame, meine Wanderstiefel sind auch in Ordnung.
Wir werden nochmals darüber aufgeklärt, dass wir uns auf eine Pilgerfahrt begeben. Als äußerliches Zeichen bekommen wir eine Schärpe mit religiöser Inschrift umgehängt, die wir am Ende hier wieder abgeben sollen.
Gut vorbereitet machen folgen wir dem Weg zwischen den Shimekakesugi (注連掛杉: Tempelschutzzedern) hindurch über die Shukuirebashi (宿入橋) zum Törchen das den Eingang zum Bergsteiger weg (登山道: Touzanrou) markiert.
Beim Smalltalk hat sich zwischenzeitlich ergeben, dass mich meine Begleitung in Misasa in Misasa gesehen hatte. Auch ich erinnere mich und finde sie später auf dem oben gezeigten Bild 3562.



Weitere Motive
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カズラ坂 Baumwurzelhang und クサリ坂 Kettenhang

Wir sind keine zehn Minuten unterwegs, als es der Weg eine erste Kletterübung von uns verlangt. Es gilt mit Hilfe der lianenartigen Wurzeln (Kazura 葛, nicht zu verwechseln mit Katsura 桂) den Hang nach oben zu klettern. Hier zeigt sich auch ein Vorteil des Reisens in der Gruppe - wir können gegenseitig Bilder machen. Schon jetzt bin froh, mir gestern die neuen Handschuhe besorgt zu haben.
Der Wurzelhang war aber nur die Aufwärmübung zum nun folgenden Kettenhang. Dies ist eine der steilsten Stellen des Aufstiegs. Eisenketten hängen den blanken Fels herunter. Der Aufstieg soll über den steilen rechten Weg erfolgen. Der noch steilere linke Weg verspricht einen interessanten Abstieg. Oben angekommen haben wir die erste Gelegenheit uns auf den Abstieg zu freuen. Doch dazu später mehr.
Bild 3594 zeigt den Abstieg. Das Schild erklärt das Prozedere. Auch dazu später mehr.
An den Kettenabhang schließt sich direkt 文殊堂 Monjudou an. Der Aufstieg erfolgt an weiteren Ketten über Felsen rechts am Tempel vorbei. Der Abstieg wird uns später unter dem Tempel hindurchführen.


Weitere Motive
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地蔵堂 Jizoudou

Als nächstes folgt eine echte Herausforderung an Leute mit Höhenangst. Der halb in den steilen Hang gebaute Jizoudou lädt zu einer Begehung des umlaufenden Balkons ein. Ein Schild erklärt das Prozedere:
本尊 地蔵菩薩・子守権現 (明神) - Hier wird Jizou oder Kshitigarbha Bodhisattva verehrt, Schirmherr der Kinder, Reisenden und der Unterwelt. Jizoudou (地蔵堂) bezeichnet einen Tempel der ein Bildnis von Kshitigarbha (Jizou) enthält.
真言 オン・カカカ・ビサンマエイ・ソワカ - Das Mantra lautet: "On Kakaka Bisanmaei Sowaka".
Schuhe sind auszuziehen und anschließend darf man den Tempel auf dem Balkon im Uhrzeigersinn umrunden. Soweit so gut. Im Nachhinein hätte man vielleicht auch die Socken ausziehen sollen. Die Bohlen sind von von den Füßen unzähliger Besucher blank poliert. Noch dazu neigt sich der Rundgang ringsum leicht nach unten. Wie weit der Waldboden wirklich weg ist, lässt sich schwer sagen. Auf jeden Fall haben wir den Tempel eher vorsichtig umschlichen und vor allem die gigantische Aussicht genossen.
Meine Schärpe weist mich als Pilger aus, der auf der Suche nach Rokkonshoujou (六根清浄) ist - der Reinigung der sechs Sinnesorgane ist - Augen, Ohren, Nase, Zunge, Körper und Geist.
Senkt man den Blick, so kann man in der Ferne bis zum Haupttempel schauen, ein Detail das mir später der Oberpriester später nochmal gezeigt hat.


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鐘楼 Shourou

Als nächstes steht der Shourou (鐘楼 - wörtlich Glockenturm) auf dem Programm. Der Weg führt tatsächlich durch den Glockenturm hindurch. Man klettert in die Konstruktion hinein, schlägt die Glocke und setzt schließlich seinen Weg fort.
Über den Pferderücken (馬ノ背: Uma no Se) und Kuhrücken (牛ノ背: Gyu no Se) geht es weiter nach oben. Ein schöner Weg und die dichte Vegetation täuschen darüber hinweg, dass man manchmal auf einem ziemlich schmalen Grad unterwegs ist.


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Obere Tempel

Angekommen bei den oberen Tempeln finden wir Kan'nondou (観音堂 - Tempel gewidmet Kannon, auch Avalokiteshvara (Bodhisattva); Avalokitesvara; Kwannon; Guanyin - buddhistische Gottheit des Mitleids​) welcher zur Hälfte aus seiner Höhle hervorlugt.


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投入堂 Nageiredou

Hinter dem Kan'nondou vorbei führt der Weg nur noch um eine kleine Felsnase und schon stehen wir vor dem Ziel unseres Pilgerwegs - Nageirdou (投入堂 - in den Fels geworfener Tempel, 愛染堂 - Aizendou, gewidmet Ragaraja, einer Gottheit der Liebe in der esoterischen Schule). Ich bin fast ein wenig traurig, dass die schöne Tour nun schon halb vorbei ist.
Ich frage mich, wie man nun in den Tempel selbst hineinkommt, der Zutritt ist nur zu bestimmten Gelegenheiten erlaubt. Später wird mir der Oberpriester den Weg beschreiben und auch Bilder vom offenen Tempel zeigen.
Der Blick schweift zur Aussicht und schließlich zum kleinen Fudoudou (不動堂 Tempel gewidmet Acala, dem König der Weisheit, einer wilde buddhistischen Gottheit.


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Rückweg

Nach ein paar Momenten der Ruhe wird es Zeit sich auf den Rückweg zu machen. Es geht wieder hinter dem Kan'nondou (観音堂) vorbei.


Weitere Motive

Zurück über den Pferderücken (馬ノ背: Uma no Se) und Kuhrücken (牛ノ背: Gyu no Se). Auf dem Weg nach unten nehme ich die Kamera öfter zur Hand und halte nun auch diesen Wegabschnitt fest.


Weitere Motive

Schon sind wir wieder am Glockenturm (鐘楼 Shourou) angelangt. Der Weg zurück führt rechts an der Konstruktion vorbei steil ein paar Meter die Felsen hinab.


Niemand möchte sein Glück herausfordern und nochmal den Balkon vom 地蔵堂 Jizoudou umrunden.


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Monjudou II

Über Felsen und am Abhang entlang geht es weiter zum Monjudou (文殊堂 - ein Manjushri oder Manjusri ist ein Bodhisattva der für transzendente Weisheit steht).
Wie schon erwähnt, taucht der felsige Weg nun unter dem Tempel hindurch. Selbst für Leute mit 163cm Körpergröße ist der Weg eng. Links außerhalb des Käfigs klettern andere Pilger an uns vorbei nach oben. Ich mache mir noch Gedanken über das Schild "Achtung Kopf" und überlege gleichzeitig, wie ich mich durch das nächste enge Loch zwängen soll, als ich mir schon *rrrumms* den Kopf anhaue. Dank meiner Mütze habe ich einen Balken nicht gesehen.
Als nächstes folgt der Abstieg am Kettenhang. Genau nach Anleitung verlagere ich die Arbeit in die Beine steige ich rückwärts den Hang hinunter. Danke guter Schuhe und Handschuhe kein Problem.


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Wieder unten

Der Rest des Weges war eine einfache, wenn auch steile Wanderung zur 宿入橋 Yadoirebashi zurück zu den unteren Tempeln. Brücke und Tor sind auf der Karte übrigens vertauscht eingezeichnet.
Zurück an der Rezeption trinken wir erstmal etwas, geben die Schärpen ab und tauschen Kontaktdaten aus, mit dem Versprechen uns gegenseitig Bilder von der Wanderung zu senden. Meine Mitstreiter verabschieden sich, weil sie zum nächsten Ziel ihrer Reise müssen. Ich kaufe mir ein zweites Getränk und unterhalte mich noch ein wenig mit der maskierten Angestellten. Die Maske und die dadurch fehlende Mimik erschwert mir das Verständnis, daher frage ich, warum so viele Leute in Japan immer noch Maske tragen. Die etwas überraschende Antwort lautet, dass Japanerinnen gerne Maske tragen, weil sie dadurch jünger aussehen.
Als ich meine Flasche ausgetrunken habe, verabschiede ich mich und mache mich auf, die untere Tempelanlage zu erkunden.


Weitere Motive
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Untere Tempel

Als erste schaue ich mir den Haupttempel (本堂 - Haupthalle) an. In den Seitenflügeln stehen zwei furchteinflößende Niō.


weitere Bilder

Beim Verlassen des Haupttempels fallen mir zwei große Komainu (狛犬) auf. Ich schaue mich auf dem Platz vor dem Haupttempel um und betrachte noch das eine oder andere Detail genauer, bevor ich schließlich die vielen Treppenstufen in Richtung Ausgang hinabsteige.


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Wasserzither

Kurz vor dem Ausgang war mir schon vorhin ein kleiner Andenkenladen aufgefallen. Im Laden sitzt nun ein älterer Herr mit glattgeschorenem Haupt, gekleidet in ein weites graues weites Hemd und weite weiße Hosen. An den nackten Füßen trägt er Zouri (草履 Reisstrohsandalen). In der Hand hält er einen Griffel, vor ihm steht ein Tintenstein auf dem Tisch und rund um ihn herum liegen mit kaligrafischen Zeichen beschriebene Blätter. Ich habe eine starke Vermutung, wer da wohl sitzen könnte, grüße aber zunächst nur stumm.
Der Laden ist Teil des Wohnbereichs des Tempels, der einen kleinen Garten umschließt. In diesem Garten sind kleine Buddhafiguren aufgereiht, die jede eine Tier als Gefährten haben. Es handelt sich um die Tierkreiszeichen der chinesischen Astrologie. Besonders putzig finde ich den kleinen Hasen, der sich an einem Stab festklammert. Endlich habe ich einen Gesprächsaufhänger gefunden. Ich wende mich an den Herrn und sage, dass mich diese Figur an meinen Nachnamen erinnert. Er legt seinen Griffel ab und kommt hinter seinem Tisch hervor, um mit mir die Statue zu betrachten. Wir befinden uns gerade im Jahr des Hasen (21.01.2023 - 09.02.2024), erfahre ich. Außerdem ist wird im Text unterhalb des Standbildes Hase nicht mit dem üblichen 兎 geschrieben, sondern mit 卯, weshalb es auch mit einer Lesehilfe (うさぎ Usagi, Hase) versehen ist. Der komplette Text lautet 卯(うさぎ)地蔵尊(ジゾウソン) Hase am Bildnis von Jizou, der Schutzgottheit der Kinder. Jizou taucht hier erneut auf, den ersten Kontakt hatten wir bei dem Tempel mit der unverbauten Aussicht.
Das Eis ist gebrochen und wir kommen ins Gespräch. Was ich trinken möchte? Im Kühlschrank stehen Bier, Sake, Limo, Tee. Ich bin mit dem Auto da, erkläre ich, vielleicht lieber etwas Alkoholfreies. Wir setzen uns, jeder mit einer Flasche Mugicha (Gerstentee) nebeneinander auf eine Bank und unterhalten uns. Wie bereits vermutet, habe ich gerade den Oberpriester kennengelernt, der zum einen gerne hören möchte, wo sein Gast herkommt und zum anderen gerne seinen Tempel vorstellt.
Ich erzähle ihm, dass mir Nageiredou von japanischen Bekannten empfohlen wurde, ich aber bereits in Deutschland davon gehört habe. Ich bekomme Bilder von der Anlage im Wechsel der Jahreszeiten gezeigt. Besonders ein Bild mit buntem Herbstlaub und Schnee auf den Dächern fasziniert mich. Was habe ich denn von der Anlage schon gesehen? Naja, den Haupttempel? Habe ich die Schatzgallerie schon gesehen? Äh, nein, nur von außen? Komm, wir schauen mal hin.


Wir steigen die lange Treppe zur Schatzgallerie (寶物殿 Houmotsuden) empor. Auf Hinweisschildern werden solche Gebäude gerne als "treasure hall" übersetzt. Es handelt sich hierbei um einen Ort an dem Objekte die für den Tempel von Bedeutung sind aufbewahrt werden. Die verkohlten Baumstämme erinnern mich daran, dass hier im Kloster einmal jährlich ein ritueller Feuerlauf durchgeführt wird, zu dem ich nebenbei auch eingeladen wurde. Auf der Website vom Mitokusan Sanbutu-ji (三徳山 三佛寺) kann man hiervon Bilder bewundern (Abschnitt 年中行事 - 火渡り行).
Im Gebäude merke ich, dass ich hier mit meinem Japanisch am Ende bin. Ich kann vielen Detailerklärungen über die gezeigten Gegenstände nur schwer folgen. Wie üblich habe ich meine Kamera am Riemen hängenlassen, nun frage ich dann doch, ob ich ein paar Bilder von Texten machen darf, um diese zu Hause in Ruhe entziffern zu können.


Wir verlassen die Schatzhalle und gehen zu der ausgetretenen Treppe, welche zum Haupttempel hinaufführt. Vor der Statue in Bild 3777 ist eine Stelle am Boden markiert, von der aus man zwischen den riesigen Zedern hindurch zum Jizoudou (地蔵堂) blicken kann. Auf Bild 3798 sieht man genau die Ecke des umlaufenden Balkons, an der ich im Bild 3601 sitze. Wenn man genau hinschaut, sieht man auf Bild 3610 die Statue hinter dem Dach der Andachtsstätte von Bild 3773.
Schwenkt man den Blick von der Statue nach rechts, so fällt schließlich ein Wasserbecken auf. Ob ich das kenne? Nein? Und schon führt mir mein Gastgeber eine Wasserzither vor. Die direkte Übersetzung von 水琴窟 (suikinkutsu) ist Wasser-Zither-Höhle. Gießt man Wasser auf das Steinornament, so erzeugen die herunterfallenden Tropfen ein melodisches Geräusch. Nun halte ich es nicht mehr aus und bitte darum ein Video aufnehmen zu dürfen.

Video anschauen

In der Zwischenzeit ist der Himmel komplett zugezogen und ein kräftiger Regen erinnert uns daran dass Tsuyu (梅雨 Regenzeit) herrscht. Wir gehen zurück zum Laden und unterhalten uns noch ein wenig, während draußen die letzten Pilger durchtränkt in Richtung Ausgang laufen. Ich bin wirklich heilfroh, bei diesem Wetter nicht auf dem "Trainingspfad" unterwegs zu sein.
Schließlich verabschiede ich mich von meinem Gastgeber, der mich bis zum Ausgang begleitet hat und dem etwas erstaunt blickenden Ticketverkäufer. Man unterhält sich kurz über mich - Was, seit gestern hast Du gewartet?
Auf dem Weg entlang der regennassen Straße und über die Brücke zum 2nd Carpark versuche ich die vielen Eindrücke dieses Tages zu sortieren. Es ist erst kurz vor 14:00h.